Eternity is just the beginning

Laut Demetri befand sich mein Ziel in diesem Haus. Nicht schlecht zugegeben. Das Anwesen lag von der Straße aus zurückgesetzt auf einem Parkähnlichen Grundstück in der Nähe des Waldes. Eine durchaus passable Wohnlage und es roch nach fremden Vampiren, es roch nach vielen fremden Vampiren, ein Umstand der mich zwar die Stirn runzeln, jedoch nicht zögern ließ. Ich war Jane Volturi. Ehe ich lautlos von hinten auf das Haus zulief, zog ich mir noch einmal meine Kapuze tiefer in das Gesicht. Tief, so tief. Grundgütiger es regnete immer noch. Mein Umhang war inzwischen klatschnass…was für eine Schande. Egal, er würde wieder trocknen, spätestens wenn ich endlich, endlich wieder daheim wäre. Fort von diesem garsten Ort. Ich rannte los. Innerhalb von Sekundenbruchteilen hatte ich das Haus erreicht. Behände kletterte ich auf einen der nahe stehenden Bäume, und öffnete ein Fenster im ersten Stock. Perfekt, einfach perfekt. Ich war drinnen und beinah augenblicklich schlug mir der Geruch von frisch gebackenem Brot und Kaffee entgegen. Volltreffer, genau so roch Jasper. Kaffee und Brot…und hier in diesem Zimmer war sein Duft allgegenwärtig. Aber nicht nur das. Es roch hier auch noch nach Sonnenblumen und Nougat! Der Geruch eines anderen Vampirs…blumig süß…ahhhhh so war das also. Ich zählte eins und eins zusammen. Der gute Jasper hatte offensichtlich ein Vampirmädchen kennen gelernt, deswegen war er weggelaufen, deswegen war er hier…und, das wusste ich nur allzu genau, wenn das der Grund für alles war, würde er nicht freiwillig mit mir zurück nach Volterra kommen. Die Lie-be…sie machte alles…kompliziert. Ich lächelte, lächelte ach so selig. Die Chancen stiegen gerade rapide, dass ich heute noch dazu käme Jasper das Gildenschwert, mein Schwert, in sein regloses Herz zu stoßen. Vorsichtig prüfte ich, ob sich das Schwert, welches mir immer noch auf dem Rücken hing, leicht ziehen ließ…zzziisccch….alles Bestens. Rasch stieß ich es zurück in die Scheide, dann durchschritt ich lautlos das Zimmer und öffnete die Tür zum Flur. Von unten herauf drangen Stimmen…und überall waren noch mehr Vampirgerüche. Ich beschloss einfach die Treppe hinunterzugehen, als einer der Düfte mich innehalten ließ. Salbei und Weihrauch…ich kannte ihn…grundgütiger…ich kannte ihn…Carlisle! Jahrhundertelang hatte ich nichts von ihm gehört. Hier also trieb er sich herum. Und offenkundig war er nicht mehr allein.

Kaum, dass ich Schritte von unter auf der Treppe vernommen hatte, war ich zurück in den Raum gewichen. Hier war einfach mehr…Platz als in der erdrückenden Enge des Flurs. Und in Nabetracht der Tatsache, dass ich jederzeit mehrere Gegner gegen mich haben könnte, galt es den …Schauplatz weise zu wählen. Ich wollte zur Not eine Wand im Rücken haben, die mir von hinten Deckung gab und ich brauchte Platz um das Schwert schwingen zu können. Jetzt war ich erst recht froh es mitgenommen zu haben, denn im Kampf gegen eine Überzahl an Feinden würde es mir gute Dienste leisten…es erhöhte meine Reichweite beträchtlich und würde sie mir vom Hals halten. Zusammen mit meiner Gabe war ich…zuversichtlich der Situation gewachsen zu sein. Doch fürs Erste kam …mein Ziel allein, allein, allein. Das zumindest sprach für ihn. Die Tür glitt zu, doch fiel sie nicht hinter Jasper ins Schloss, wie süß, als würde ihm das die Möglichkeit zur Flucht offenlassen. Lächerlich! Er konnte mir nicht davon laufen, niemand konnte das, zumindest niemand der allein war…ach so allein. „Sieh an, das entflogene Vögelchen.“ Meine Stimme war triefend süß, süß und lieblich. Doch vermochte dies nicht über die Tödlichkeit hinwegzutäuschen, die tief, so tief in ihr mitklang. „Mach Dir keine Umstände, Jasper wegen meinem Umhang, so lange bleibe ich nicht.“ Ein Lächeln umspielte meine Lippen. „Und Du auch nicht. Ich bin hier um Dich …heim zu holen. Komm!“ Das Letzte Wort sprach ich bestimmt, ja schneidend aus, es war ein Befehl. Ich wollte nach Hause, wollte fort aus diesem tristen Ort und er tat gut daran mir entweder rasch und bedingungslos zu folgen …oder aber…zu sterben. Mir war es gleich, so gleich. Doch war mir die Verärgerung in seinem Blick nicht entgangen, oh nein….folglich wusste ich was er wohl wählen würde. °Eins.° Es schadete daher nicht schon einmal mit dem Zählen zu beginnen.

Ich war mit Zählen gerade erst bis `eins´ gekommen, als die Tür aufflog, mit voller Wucht aufflog und…Miss Sonnenblumen-Nougat hereingeschneit kam. Na das war ja allerliebst, allerliebst. Sie war so klein und zierlich wie ich selbst, wir hätten wohl Zwillinge sein können, wäre sie nicht dunkel statt blond gewesen. Auch wirkte sie…älter wie ich, rein körperlich betrachtet. Auf andere Weise, war ich gewiss viel, viel älter wie sie. Von höflichen Begrüßungsfloskeln schien sie, ebenso wenig wie ich zu halten, denn sie begann direkt mich anzufehlen, mich anzuflehen Jasper hier bei ihr zu lassen. Das war…erbärmlich. Grundgütiger war das erbärmlich. Ein spöttisches Grinsen umspielte meine Lippen. Glaubte sie wirklich Flehen und Betteln hielten den…Teufel auf? Das tat es nicht, auch ich hatte das einst am eigenen Leib auf schmerzliche Weise lernen müssen, auf auch so schmerzliche Weise. Und es hielt auch mich nicht auf. Doch ehe ich dies deutlich machen konnte, dreht Jasper mir den Rücken zu und eilte der Fremden entgegen, ergriff sie an den Schultern und sprach rührende Worte, auch so rührende Worte. War er seines Daseins derart…überdrüssig? Meine blutroten Augen weiteten sich ein wenig vor Überraschung. Was sich nun hier abspielte war…e-kel-haft. In was für eine Schnulze war ich nur geraten? Beinah, aber nur beinah hätte ich die Überreste meiner letzten Mahlzeit hier auf den Fußboden erbrochen. Halllooooohhooo ich war auch noch hier. Ich war die Böse, oder nicht? Wie konnten sie mich dann derart …ignorieren. Aber fein, fein, ich wusste schon wie ich ihre Aufmerksamkeit erlangen würde. Kurz, nur kurz räusperte ich mich. „Natürlich muss Jasper nicht mitkommen, wenn er das nicht möchte.“ Anmutige, honigsüße Worte…leicht hin in den Raum geworfen. „Er kann auch einfach…“ Mit einer fließenden Bewegung zog ich das Schwert der Gilde. Sssssccchhhwwwuuu. „…sterben.“

Kurz lachte ich kalt auf. Kalt, so kalt, als Jasper gemeint, er hab mich schon einmal überwältigt. Grundgütiger das war in einer Trainingssituation gewesen, in einer Trainingssituation in der ich bewusst ein Risiko eingegangen war. „Träum weiter Jasper.“ Schlichte Worte in den Raum geworfen, kalt…so kalt. Eiskalt.
Upppps! Da war mein Temperament wohl etwas mit mir durchgegangen. Das kam von dem Geknutsche, so was machte mich nervös. Außerdem drückte mir das Wetter auf die Stimmung. Verdammt ich wollte nach Hause! Einfach nur nach Hause…ob mit einem lebendem Jasper oder nur mit seinem Kopf, mir war es gleich so gleich. Jedenfalls schwang ich mein Schwert und es durchschnitt die Luft, da wo eben noch Jasper gestanden. Mein Hieb hätte ihm sauber den Kopf vom Rumpf getrennt, wenn…ja wenn Miss Sonnenblumen-Nougat nicht schneller gewesen wäre. Warum zur Hölle war sie schneller gewesen? Hatte sie etwa geahnt was ich beabsichtigte noch bevor ich es selbst gewusst hatte? Eigenartig, höchst eigenartig. Mit den Reflexen eines Kämpfers fing Jasper sich, nachdem sie ihn weggestoßen. Fing sich und ging direkt in Angriffsstellung. `Wehe Du tust Alice etwas!´, seine Worte hallten durch den Raum, wurden von den Wänden als leises Echo zurückgeworfen. „Alice…“ Sieh mal einer an, einen Namen hatte Miss Sonnenblumennougat also auch. „Du…inspirierst mich, Jasper.“ Grundgütiger manchmal war ich aber auch…fies. Dennoch es war nichts denn die Wahrheit gewesen. Diese…Alice war ja gar nicht mein…Problem. Aber jetzt wo er es sagte…hach…es gab so viele Möglichkeiten. Ich hielt das Schwert leicht seitlich vor mir erhoben, bereit es erneut herum zu schwingen. Mein Blick huschte zwischen Jasper und seinem Liebchen hin und her. „Aaaaalso ich würde jetzt gerne nach Hause, Jasper…entweder mit Dir…oder aber nur mit deinem hübschen kleinen Kopf. Und was ich mit…Alice mache nachdem ich mir ihn geholt habe, den Kopf…das kannst Du Dir denken, oder? Es ist Deine Entscheidung…ich zähle jetzt bis…drei…ja?“ Ach das Dasein war ja wirklich voll schwerer Entscheidungen. „Eins…“

„Fried-lich-er….“ Ich zog das Wort in die Länge, so als wollte ich es mir auf der Zunge zergehen lassen…als prüfe ich den…Geschmack, als dächte ich ernsthaft darüber nach. Grundgütiger…noch friedlicher? Ich war doch fried-lich, ach so friedlich, ich hatte ihnen doch noch gar nicht weh getan, noch kein bisschen weh getan. Und die Beiden wussten das so wenig zu schätzen. So was aber auch. Den Hauptteil meiner Aufmerksamkeit richtete ich auf Jasper…Miss Sonnenblumennougat schien mir…größtenteils harmlos zu sein…Jasper hingegen war ein…Krieger und bei Kriegern war ich stets auf der Hut. „Zwei…“ grundgütiger ich hatte nicht ewig Zeit…doch, doch das hatte ich. Ich hatte schlichtweg nur keine Lust mehr länger zu warten. Ich wollte nach Hause. Seine Muskeln zuckten und er machte einen Schritt auf mich zu. Augenblicklich hob ich das Schwert noch ein wenig und fixierte ihn mit meinem Blick. Ach ich war ja schon bei …zwei…gewesen. Fein, fein. Was bitte? Was brabbelte er denn jetzt? Hilfsmittel? Für einen Augenblick war ich wirklich, wirklich überrascht, und so ließ ich ihn einfach weiterreden, ließ ihn sinnfreien Unsinn lallen. Was Meister Aro von mir hielt? Grundgütiger. Das war wirklich…schwach…ein schwacher Versuch mich…abzulenken, oder nein, wie waren doch gleich Jaspers präzise Worte gewesen? Enttäuschend! Kurz lachte ich glockenhell auf, dann war es auch schon vorbei. „DREI!“ Meine Gabe, mein flammendes kleines Hilfsmittel traf Jasper mit voller Wucht und ließ ihn auf die Knie sacken. Hübsch, wirklich hübsch, ich mochte es wenn sie vor mir knieten. Dann aber änderte ich blitzschnell meinen Plan. Ich wollte heim, ich wollte es beenden. Und dazu war es nötig, dass der gute Jasper mir mal aufmerksam zuhörte und eine Entscheidung traf. Unter meiner Gabe…verstanden sie immer so schlecht was ich sagte…sie lenkte ein wenig ab, oh ja das tat sie. Also…nahm ich meinen flammenden Blick von ihm und machte einen Satz Richtung…Alice? Mit der Kampferfahrung von acht Jahrhunderten packte ich sie und hielt ihr das Schwert an die Kehle. So standen wir nun da…Alice zwischen mir und ihm…mein Schwert an ihrer Kehle. Und ich? Ich lächelte Jasper selig an. „Wie gesagt…Du inspirierst mich, Jasper. Jetzt pass mal gut auf, denn ich werde das nur einmal sagen. Eine falsche Bewegung von Dir und Alice…Alice war doch richtig, oder?...verliert ihren Kopf.“ Hach ich liebte Wortspiele…Spiele überhaupt. „…und nur für Dich zur Kenntnisnahme. Ich brauche das Schwert nicht…ich hab es lediglich aus emotionalen Gründen mitgebracht. Dein Herz hatte so sehr danach verlangt, damals…ich dachte da wäre es doch…nett wenn Dein Herz es auch…bekäme…nicht?“ Ach ja…Wortspiele, ich erwähnte es bereits. „Was meine Gabe angeht, so ist sie ein Teil von mir und nicht mehr oder weniger ein Hilfsmittel wie meine Augen…oder meine Hände. Tja…und was des Meister Meinung über mich angeht? Möglicherweise bekommst Du die Gelegenheit ihn das selbst zu fragen, möglicherweise aber auch nicht. Und damit wären wir auch schon bei der eigentlichen Frage angelangt. Kommst Du mit oder kommst Du nicht mit? Stirbst Du lieber aufrecht…oder im knien?“ Die Welt war voller…Möglichkeiten. „Wobei ich Dein bisheriges Verhalten eindeutig als…´Nein, ich komme nicht mit´ auffassen muss. Nicht wahr Alice?“ Wieder lächelte ich. Kurz fragte ich mich wo Carlisle steckte, gern hätte ich ihm Grüße von Meister Aro überbracht…ich hatte ihn Jahrhunderte lang nicht gesehen…na ja die Sache war kompliziert genug auch ohne ihn.

Er flehte, er flehte mich an, nicht um sein Leben sondern um das Ihre. Ja, ja er liebte sie. Ohne sie würde er niemals nicht mitkommen, oder…zumindest nicht bleiben, nicht auf Dauer, also würde ich ihn töten müssen. Ich wusste, dass Jasper glaubte, dass ich nicht liebte, dass ich nichts von der Liebe verstand. Doch da irrte er, da irrte er gewaltig! Ich liebte, liebte seit acht Jahrhunderten geradezu inbrünstig, liebte meinen Bruder, liebte meinen Meister. Ach ich verstand weit mehr von der Liebe wie so mancher. Und vielleicht hätte ich Mitleid gehabt mit den Beiden Liebenden, vielleicht…aber…nein ich hatte keins. Ich würde sie ohne jede Gewissensbisse, und ohne zu zögern töten. Einfach weil mein Meister, den ich über alle Maßen vergötterte, es mir aufgetragen, und weil Jasper, als er uns ohne Erlaubnis verließ, als er uns trotzte, meine heile Welt bedrohte. Ich brauchte die Sicherheit meiner Welt…ich brauchte die Macht der Volturis…ungebrochen…unangezweifelt…nur so war ich…sicher. Von mir hatten sie keine Gnade zu erwarten. Nein Gnade war ausverkauft. Unmerklich schüttelte ich den Kopf, ach ich hatte doch nie behauptet Vampire hätten kein Herz mehr. Reglos und still war es mein Herz, doch es existierte, so wie auch ich existierte. Und es würde immer Alec gehören, mein Herz. Alec und Meister Aro. „Du hast zweifelsohne ein Herz Jasper…und es bringt Dich gerade in Schwierigkeiten. Dein Herz gehört…IHR…doch lag es nicht in meiner Absicht Ihr das Schwert in die Brust zu rammen…nicht wenn Du mich nicht dazu zwingst. Ich dachte schlichtweg wirklich, dass Du es zu schätzen wüsstest, durch dies Schwert zu sterben. Dass es für Dich einen Unterschied machen würde, ob ich Dich aufrecht stehend damit erschlage...oder ob ich dir den Kopf abreiße während Du dich vor mir voll Pein am Boden windest. Das Ende ist zweifelsohne immer das Gleiche, du bist tot…aber dennoch…ICH finde es macht einen Unterschied. Aber nun ja womöglich habe ich mich geirrt, womöglich siehst DU keinen..“ Ich zuckte mit den Schultern. Mir war es doch gleich wie ich ihn tötete, ach so gleich. Ich sah ihm zu, wie er sich erhob, sah ihm zu und lauschte seinen Worten. Ach weh mir weh, glaubte er wirklich ich wäre so, so… doof mit ihm zu kämpfen? Wozu sollte ich das tun…ich hielt doch sein Herz in meinen Händen. Und…ahhhh da kam sie die Erkenntnis, still und leise…er würde mitkommen um Miss Sonnenblumennougat zu schützen…ja das würde er…aber er würde nicht bleiben…es war zwecklos, ich würde ihn töten müssen, jetzt gleich. Bitte? Oh, so ganz hatte er wohl doch nicht verstanden. „Jasper…Jaaaasper…Korrigier mich wenn ich mich irre, aber…Du bist nicht in der Position um Bedingungen zu stellen.“ Ich verlieh meinen Worten ein wenig Nachdruck in dem ich das Schwert fester gegen Alice Kehle drückte, ein klein wenig fester nur…nur ein winzig kleiner Schnitt…“Uppps…hab ich sie geschnitten?“ Ich lockerte den Griff wieder etwas, meine Lippen umspielte ein seliges Lächeln. „Aber um der gemeinsamen Zeit willen…lass hören, Jasper!“ Hach Neugierde war manchmal eine schlechte Eigenschaft. Ich wollte wissen was er begehrte, wollte wissen was ihm wichtig war…ich wollte es wissen. Es interessierte mich wirklich. „schsch…Alice…ich will hören was er zu sagen hat.“ Beruhigend und lieblich klang meine Stimme, als ich auf sie einredet, auf sie einredete damit sie mit dem Geschrei aufhörte. Denn ja jetzt schrie und flehte sie, flehte ihn an sie nicht zu verlassen…ach Kummer, ach Pein…die Liebe. Ein all so selig Ding war sie…doch verkomplizierte sie auch alles, die Liebe. Mitleid hatte ich jedoch immer noch nicht.

`Lass sie auf der Stelle los!´ Grundgütiger für den Bruchteil einer Sekunde war ich versucht gewesen, seinem Wunsch nachzukommen, ja es kitzelte mir in den Fingern, dieser, dieser…Alice den Kopf vom Rumpf zu trennen und sie dann…los zu lassen, so wie Jasper es von mir verlangte. Denn dann, ja dann hätte er vielleicht endlich, endlich begriffen, dass er nicht in der Position war mir Befehle zu erteilen! Wie ich es hasste! Er konnte betteln, konnte mich anflehen, sie loszulassen, aber befehlen konnte er es mir nicht. Ach und es wäre so einfach gewesen, ein schneller Schnitt…meine Gabe für ihn, ehe er auch nur begriff, dann noch ein Schlag…vorbei. Ich hätte nach Hause gekonnt, nach Hause zu Meister Aro…aber ich hatte ja noch nicht gehört was ihm wichtig war. Und so schwieg ich, bewegte mich nicht, tötete Alice nicht. Ich hörte Jasper zu. Ohhh das war wenig überraschend, natürlich, natürlich es ging um Alice, ich sollte sie und die restlichen Cullens verschonen, wenn er mit mir käme. Ich seufzte. Irgendwie war das…rührselig. „Die Cullens sind nicht Teil meines Auftrags.“ Informierte ich ihn sachlich. „Du bist das Ziel.“ Das hieß so viel wie, ja. „ Also wenn sie und der Rest keine Dummheiten machten, und sich an die Gesetze halten, dann werde ich sie nicht behelligen.“ Warum auch? O.k, vielleicht einfach weil sie…nervte. Denn kaum hatte ich in Jaspers…Bitte…eingewilligt, da brüllte Alice mir ins Ohr, er solle mir nicht glauben, ich werde nie Wort halten nie. Was dachte sie denn wen sich vor sich…ähm hinter sich hatte? Ich war Jane Volturi und ich hielt immer mein Wort, immer. Andere allerdings….wütend zischte ich: „Gab ich einem von Euch jemals Anlass an meinem Wort zu zweifeln? Jasper hier war es doch, der sein Wort, der seinen Schwur Meister Aro zu dienen bei der ersten Gelegenheit gebrochen hat und davonlief. Also so gesehen…ist es wohl allein mein Wort, dem wir Glauben schenken können.“ Ich lächelte, es war kein freundliches Lächeln, kein herzliches Lächeln…es war kalt, so kalt, mein Lächeln…tödlich kalt. Nett, dass sie mich daran erinnert hatten, sehr nett. Ich konnte ihnen nicht trauen, nicht wenn sie sich liebten und genau das taten sie. Außerdem neigte sich meine Geduld, ohne hin knapp bemessen, sich nun dem Ende zu. „Und da ich Deinem Wort also nicht trauen kann…und auch noch annehmen muss, dass Alice, hier, Dummheiten macht…fürchte ich…sagen wir einander jetzt einfach …Leb wohl.“ Ich wollte nach Hause, jetzt. Ich würde den Auftrag beenden, jetzt. Immer noch lächelnd schickte ich mich an Miss Sonnenblumennougat die Kehle durch zuschneiden, als…mein Handy klingelte. Och…wie unpassend. Mein Klingeltonlied hallte durch den Raum.

Ohne das Schwert von Alice Kehle zu nehmen glitt meine andere Hand, flink wie eine Schlange, in meine Tasche und zog mein pinkes Handy heraus. Ich eilte mich abzuheben…“Ja.“ „Es ist grad ein bisschen…ungünstig, Corin.“ „Nein das Ziel…existiert NOCH.“ „Was? Das will ich aus dem Mund des Meisters hören, Corin. Ich habe klare Anweisungen.“ „Dann muss sie das mit Meister Aro klären.“ „Ja ich…warte.“ „Ach und Corin…schnell.“ Ich rollte mit den Augen und legte auf. Grundgütiger sieh mal einer an. Als wäre die Situation nicht schon verworren genug. Mit leicht schief gelegtem Kopf fixierte ich Jasper. Ich lächelte nicht mehr. „Es scheint wohl so, dass die Herrin Sulpicia einen Narren an Dir gefressen hat, Jasper. Also….ist Deine Hinrichtung ausgesetzt…fürs Erste.“ Ich überlegt was wir denn nun tun könnten. Kartenspielen? Aber wahrscheinlich müsste ich die ganze Zeit so rum stehen, mein Schwert an Alice Kehle. „Können wir uns bis eine Entscheidung gefallen ist wie…zivilisierte Leute benehmen, oder müssen wir genau so stehen bleiben wie wir gerade stehen?“

„Tzzz, tzzz. tzzz, Jasper nicht doch! Straffreiheit für alle…Ewigkeit zu gewähren liegt nicht in meiner Macht. Das wissen wir Beide, oder?“ Einen derartigen Freibrief könnte bestenfalls Meister Aro ausstellen, aber nicht ich. Schön, ich würde es auch nicht tun wenn ich dazu befugt wäre, aber das war eine ganz andere Sache. „Wenn dies Deine…Bitte ist, dann fürchte ich ist die Antwort also…NEIN.“ Das wiederum hieße er würde nicht freiwillig mitkommen, also musste ich ihn töten, nun ja zu dieser Schlussfolgerung war ich ja schon längst gekommen. Ich sollte es nun auch wirklich hinter mich bringen. Glockenhell lachte ich auf Na sieh mal einer an, das war ja eine Erkenntnis! Oh ja! Er hatte sein Wort gebrochen nicht ich, ich nicht. „In der Tat. Also…sagen wir jetzt Lebwohl…“ Doch zum Lebwohlsagen kamen wir nicht, da das Klingeln meines Handys alles beendete…fürs Erste. Die Herrin Sulpicia wünschte, dass er verschont werde. Ob sie damit bei dem Meister durchkäme, ob er ihr diesen Wunsch erfüllte? Und warum zur Hölle wollte sie das überhaupt? Hatte er sie nicht schnöde im Stich gelassen? Sie gewährte ihm einen freien Abend, und was tat er, er lief Hals über Kopf davon…kein Abschied, keine Bitte um Entlassung…nichts…ach weh, er hatte den Tod verdient, verdient, verdient, vor allem für den Kummer, den er der Herrin bereitet hatte. Sie aber bat um sein Leben. Ach ich verstand es nicht, verstand es einfach nicht. Aber ich würde warten, würde auf die Entscheidung des Meisters warten, das tat ich immer. Sein Wort war Gesetz, sein Wunsch mir Befehl. Und in der Zwischenzeit….Upppss…damit lag er wohl zweifelsohne richtig! Es war nicht besonders…zivilisiert jemandem ein Schwert an die Kehle zu halten. Selig lächelte ich ihn an, zog die Augenbrauen leicht in die Höhe und hob –fast schon beschwichtigend- ein klein wenig die Hand an, mit der ich Alice festhielt. „Hmmmm….“ So schnell wie mein Schwert an ihre Kehle geflogen war, senkte ich es nun und anstatt sie festzuhalten versetzte ich ihr einen leichten Stoß, so dass sie in seine Richtung stolperte. Dann öffnete ich mit raschen Bewegungen die Knöpfe meines klatschnassen Umhangs, streifte ihn von meinen Schultern und warf ihn Jasper zu. „Ja aufhängen! Und pass auf, mach keine Flecken drauf.“ Mein Volturiumhang war mir kostbar und teuer, sollte er ihn ruinieren würde ich ihn umbringen, ganz gleich was die Herrin wünschte! „Grundgütiger ist das Wetter hier immer so, so garstig? Wie kann man das nur ertragen ohne depressiv zu werden?“ Ich rollte mit den Augen. Oh, ich wollte heim, heim zu…just in dem Moment erwähnte Jasper Alec. Alec, Alec, Alec…“Lass gut sein Jasper. Keine Vertraulichkeiten.“ Nein keine Vertraulichkeiten, das hatte er sich verscherzt. Ich würde gewiss nicht mit ihm über Alec reden, ganz gewiss nicht. Uhhhhh, ach nein. Damit hatte ich ja schon die ganze Zeit über gerechnet, damit, dass er seine Gabe einsetzte. Doch als er es nun tat, traf es mich dennoch wie ein Schlag! Ach ich war ja so, so…glücklich…ich hätte kotzen können vor Glück! Mein Lächeln wurde breiter und…herzlicher, ach so herzlich. Wie war das doch alles nett hier. Er würde meinen Umhang aufhängen und wir würden gemeinsam ganz gesittet auf die Entscheidung des Meisters warten. Selbst das Wetter kam mir gar nicht mehr so schrecklich vor! Es war doch ganz hübsch hier, nett, wirklich nett. Ach wie war ich glücklich, ganz unnatürlich glücklich und eines war klar. Sollte Jasper jetzt irgendeinen Mist versuchen, irgendetwas unglaublich …Blödes tun, dann würde ich schier überschäumen vor Glück … ihn endlich töten zu können! Nein wie wäre ich dann glücklich. „Das ist so ekelig Jasper was Du da tuest.“ Mein strahlendes Lächeln und der fröhliche Klang meiner Stimme passten so gar nicht zu dem Inhalt meiner Worte, versuchten sie Lügen zu strafen. „Also was tun wir jetzt?“ Grundgütiger ich musste schier an mich halten um nicht vergnügt in die Hände zu klatschen. Zum …Glück hielt ich ja noch das Schwert!

Natürlich, natürlich war das Wetter fast immer so, so…trostlos. Ich hätte es wissen müssen. Ach na ja eigentlich hatte der Regen ja auch was…hübsches, wie er so in sanften Kaskaden hernieder regnete, wie er dem Licht alle Schärfe nahm und die Welt schier geisterhaft erscheinen ließ. Weich, ja weich und feucht so wirkte Alles da draußen auf mich. Ach weh mir weh, das leise Plätschern, des Regens wirkte ja so, so…beruhigend. Ohhhh nein, nicht das Plätschern, nicht das Plätschern. Jaspers garstige Gabe wirkte …beruhigend. „Doch, doch es ist…e-kel-haft Jasper an den Gefühlen anderer herumzumanipulieren.“ So sprach ich voll Freude. Ach richtig …glücklich hörte sich meine Stimme an. Na immerhin hängte er meinen Mantel ordentlich auf. Einen klitzekleinen Augenblick nur sah ich zu, wie das Wasser aus ihm auf den Holzfußboden rann…hübsch, hübsch…wie Blut. Dann sah ich ruckartig wieder zu Jasper und …Alice, ja Alice war richtig. Sie hatte gerade gefragt ob es etwas gäbe das ich gerne täte. Gerne! Oh ja, da gab es eine Menge …Dinge… Doch zweifelte ich daran, dass auch nur eines davon…na sagen wir mal…geeignet wäre um uns jetzt und hier die Zeit zu verkürzen. Ich folterte gerne, ach so gerne, ich…lief gerne mit dem Wind über Wiesen, schnell, so schnell dahin bis ich dachte ich würde fliegen! Ich spielte gern Harfe und Cello…ich malte…ich liebte es mit Alec zusammen zu sein…einfach seine Hand zu halten und in den Himmel zu sehen, hoch, hoch hinauf in den …sonnigen Himmel unserer Heimat. Sonnig. Ich saß auch gern am Meer und sah den Wellen zu…ansonsten…nun ich tötete gern Priester und Nonnen…steckte liebend gern Kirchen und Klöster in Brand…ja es gab viel was ich gerne tat. Vielleicht hätten wir auf Bäume klettern können, Bäume gab es hier wenigstens genug…aber…ich verwarf den Gedanken wieder. „Ich bezweifle, dass Ihr die Dinge mögt, die ich mag. Besser wir machen was …anderes.“ Grundgütiger, ich lächelte auch noch bei meinen Worten, lächelte! Dann aber huschte es fort mein Lächeln, als Jasper seine Gabe ein klein wenig von mir nahm. Besser, so war es besser…gewiss das Glück hing noch im Raum…da konnte es auch hängen bleiben das Glück…Hauptsache es …klebte nicht mehr an mir. Immer noch starrten wir einander an, schweigend. Sie warteten, dass ich was aussuchte, so als…GAST. Oh weh mir weh, ich und ein Gast. Das war genauso genommen, lächerlich. „Irgendein Kartenspiel vielleicht?“ Ohhhh nein, ich konnte nicht glauben, dass diese Worte aus meinem Mund gekommen waren. Ein…Kartenspiel? Grundgütiger, ich hatte seit…Jahrhunderten keine Karten mehr gespielt! Oh weh mir weh, ich wollte doch nur…nach Hause!