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#1

Eingangstür, vor dem Kloster

in Kloster in der Nähe Veronas 19.09.2012 12:59
von Jane Volturi | 197 Beiträge

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"Das mag ein wenig weh tun."

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#2

RE: Eingangstür, vor dem Kloster

in Kloster in der Nähe Veronas 19.09.2012 12:59
von Jane Volturi | 197 Beiträge

Den Gespenstern der Vergangenheit vermag man nicht davon zu laufen. Man trägt sie mit sich wohin man auch geht. Trägt sie im Herzen, in der Seele, ach so tief in der Seele. Tief, so tief. Und so war es auch egal wie schnell ich lief, es war egal. Sie umschwirrten unentwegt meinen Kopf, zerrten an meinen Haaren und vergifteten mein Hirn mit ihren Worten, ihren Worten welche sie in meine Ohren brüllten. Ihr Lachen und Höhnen trieb mich, so ausweglos es auch war, immer weiter an, immer weiter…immer schneller rannte ich. Meine Schuhe behinderten mich und so schnickte ich sie von meinen Füßen. Weg, weg damit, ich brauchte sie nicht. Brauchte sie nicht. Getrieben wurde ich von Verrat und dem Verlangen nach Vergebung, von Schuld und Verzweiflung, von Schmerz und Pein. Ja Schmerz, ein vertrauter Gefährte war mir der Schmerz und doch, und doch war dieser etwas neues, dieser Schmerz war anders…denn noch niemals, niemals zuvor, hatte mein Bruder, mein Geliebter mir ein Messer ins Herz gestoßen. Der Schmerz dieses Verrats, brannte, brannte, brannte. Ich lief, ich rannte, während sengender Schmerz mich peinigte, während ich meinen Kummer zwischen den Blättern der Bäume schluchzen hörte. Meiner Kehle entrang sich ein stetes Wimmern, ich wimmerte und nahm vor Kummer kaum wahr wohin mich meine Füße trugen. Und doch, und doch mied ich zielsicher die Begegnung mit Menschen, dies war mir so zur zweiten Natur geworden, dass ich darüber nicht nachzudenken brauchte. Und ebenso wenig musste ich über mein Ziel nachdenken. Ach weh mir weh, ich wusste nur allzu genau wohin mich meine Schritte lenkten. Und so hielt ich erst an als ich vor den Toren des alten Nonnenklosters stand. Eines Nonnenklosters ganz in der Nähe Veronas. Barfuss stand ich da und starrte für einen Augenblick die große hölzerne Tür an. Verhasst war sie mir, verhasst wie alles was mit dem erbärmlichen Gott der Christen zu tun hatte, doch in meiner Verzweiflung sah ich keinen anderen Weg. Ich hämmerte mit meinen kleinen Fäusten gegen die Tür, immer und immer wieder…gewiss ich hätte sie einschlagen können…doch dies lag nicht in meiner Absicht…noch nicht. Später, später, ja später würde ich keinen Stein auf dem andern lassen. Später. „Bitte, so bitte öffnet doch…“ Die Verzweiflung in meiner Stimme war echt. „Ach lasst mich doch ein…“ Um Einlass flehend so stand ich vor der Tür des Klosters, barfuss, mit Dreck an den Füßen…und auf meinem grauen Sommerkleidchen…Strähnen meines blonden Haares standen mir wirr um den Kopf…der Wind beim Rennen hatte sie aus dem Dutt gezerrt, oder waren das die Gespenster gewesen? >Auch hier wird Dir niemand helfen, was willst Du hier…Antworten? Du wirst keine bekommen Hexe. Er liebt Dich nicht mehr…hat Dich vielleicht nie geliebt…nur Sünde war es zwischen Euch, nur Sünde…und was willst Du nun hier…bleib im Grab, es ist Deins, Deins, Deins…. < Ach weh mir weh, wie ein gefallener Engel, ja so sah ich wohl aus, als ich vor dem Kloster stand…flehte. „Ach bitte helft mir doch!“


Niedergeschlagen, so war ich in den kleinen Wagen gestiegen, welcher dem Kloster gehörte. Sicher dieser war nach den vielen Jahren nicht mehr als standart zu bezeichnen, doch er tat seinen Dienst. Nieder geschlagen, ja das war ich, doch gegen den Willen Gottes konnte ich nichts weiter machen und wenn sein Wille war die Tochter des Bauern aus der Nachbarschaft zu sich zu rufen, dann war es an dem. Ich hatte dem Mädchen, sie war nur wenige Wochen zuvor 15 Jahre geworden, und ihrer Familie in den schweren Stunden beigestanden. Es war schwer, sehr schwer sogar, einem jungen Menschen auf seinem Weg in die Gefilde Gottes zu entlassen. Für mich war es jedoch beinahe genauso schwer wie es für die Familie war. Ich seufzte, das Mädchen hatte sich bereits dafür ausgesprochen ein Teil unseres Klosters werden zu wollen. Doch Gott wollte sie näher bei sich haben.
Einen Blick hatte ich noch zurück geworfen, in dem Moment da ich in die Kurve fuhr, den letzten Blick, bevor ich das Haus nicht mehr hatte sehen können. Wenn ich nicht an den Herrn hätte geglaubt, an seine unergründlichen Wege, so hätte ich ihn in einem solchen Moment sicherlich verflucht. So jedoch trug ich nur eine gewisse Trauer in mir.
In den Weg einbiegend, welcher an die Pforte führte, sah ich schon das junge Mädchen. Ein mir unbekanntes Mädchen und sie lief auf die Pforte zu. Mir waren alles Menschen in der näheren Umgebung bekannt und sie gehörte zu niemandem den ich kannte. Die Gedanken an die gerade Verstorbene schob ich bei Seite, dieses Mädchen vor den Toren meines Klosters sah Hilfe bedürftig aus und Marie hatte es nun geschafft, sie war an Gottes Seite, diesem Mädchen jedoch konnte ich vielleicht noch eine Hilfe sein.
Ich fuhr vor die Pforte, stellte den Motor ab und stieg auch direkt aus, den Blick auf sie gerichtet. Sie war noch ein Kind. "Mein Kind, suchst du Hilfe?" Geschwind ging ich auf sie zu, meinen Blick besorgt auf sie gerichtet, als sich auch schon die Pforte öffnete und Schwester Lucia heraus trat. Zwar viel ihr Blick auf das junge Mädchen, doch ebenso sah sie mich und neigte kurz den Kopf zur Begrüßung, doch verzichtete sie darauf mich nach Marie zu fragen. In jenem Moment war ich auch sehr dankbar, da sie auch keine wirklich Antwort bekommen hätte. Während ich bei dem jungen Mädchen zu stehen kam, ging Luciana zum Wagen, um diesen hinein zu fahren. Mein Blick ruhte liebevoll, fürsorglich auf dem Mädchen, "Was kann ich für dich tun?"


Zwei Dinge geschahen beinah gleichzeitig. Hinter mir ertönte das Motorengeräusch eines verreckenden Wagens. Er stotterte und puffte, holperte und sprang, der Motor, wie das Herz eines Sterbenden. Grundgütiger wer damit noch fuhr musste entweder völlig wahnsinnig sein oder aber grenzenloses Gottvertrauen haben. Es war wohl letzteres, es war Gottvertrauen -dumm und töricht- , denn als der Wagen neben der Pforte hielt, als sein störrischer Motor erstarb, da stieg eine Nonne aus. Stieg aus und eilte auf mich zu. Ach sie war hübsch, ausnahmslos hübsch und ich sah es in ihrem Blick, sah was sie glaubte zu sehen. Ein verirrtes …Kind, ein Kind in Not. Der liebevoll fürsorgliche Blick…wie lange sie es wohl schaffen würde ihn aufrecht zu erhalten, dies fragte ich mich flüchtig. Bei ihren Worten musste ich mich wahrlich zusammennehmen, zusammennehmen um ihr nicht augenblicklich den Kopf abzureißen. Mein Kind, Kind, Kind…ich war kein verdammtes KIND! Ich, ich war ein, ein…Engel. Ein eiskalter Todesengel, aber kein…Kind. -Ruhig Jane, ruhig. Wir brauchen sie noch, brauchen sie noch. Wir wollen Antworten. Später, später, später bekommt sie was sie verdient.- Ja, die Stimme in meinem Kopf hatte Recht. Es diente meinem Zweck, diente meinem Zweck, dass sie so davon überzeugt war zu wissen, was sie vor sich hatte. Ich hatte es ja so gewollt. Die Gespenster aber johlten und spotteten in meinem Hirn. >Verlornes Kind…verlornes Kind…lauf Kind lauf, so schnell Du kannst. Ach nein liegst ja im Grab, kannst nicht laufen. Liegst im Grab…verlornes Kind…verlornes Kind.< Verzweifelt versuchte ich sie zu ignorieren, die Gespenster. Und ebenso verzweifelt bezähmte ich meine Wut, bezähmte meinen Zorn und widerstand dem Drang der Nonne das Kreuz vom Hals zu zerren und es vor ihren Augen zu zerquetschen. Später, später ermahnte ich mich. Etwa zur gleichen Zeit öffnete sich die Pforte und eine weitere Nonne musterte mich mitleidig. Dann tauschten die Beiden einen Blick und die, welche die Tür geöffnet hatte, neigte kurz ihr Haupt. Damit war die Rangordnung klar. Ich drehte mich zu der hübschen Nonne um, zu der hübschen Nonne mit dem…todgeweihten Auto. „Bitte, ich…ich brauche Rat. Ich weiß nicht was ich tun soll. Weiß nicht was Richtig und was Falsch ist. Ach es tut so, so…weh. So weh.“ Zweifelsohne bot ich ein Bild des Jammers. Sie kam weiter auf mich zu, überließ es ihrer Untergebenen den Autokadaver wegzufahren. Ich hörte wie der Motor, dem zeitliche Verfall trotzend, ächzte und stöhnte, ehe er holpernd ansprang. Wie so viele menschliche Herzen wusste auch er nicht, wann es an der Zeit war…aufzugeben. „Es tut so weh!“ Ich schlang meine Arme um meine Brust, krallte meine Finger in mein Kleidchen um sie daran zu hindern sich in die Brust und die Kehle der Nonne zu krallen. Ach ihr Blut rief nach mir, rief nach mir…in meiner Kehle brannte es und ich sah sie…sehnsüchtig an mit meinen Augen, so schwarz wie Kohlen. °Noch nicht, noch nicht.° BABUM BABUM BABUM…ihr Herz es sagt, sang die liebliche Weise des Lebens…das uralte Lied. °Noch nicht, noch nicht. Erst will ich Antworten.° -Ja, ja Antworten wollen wir.- Sanft wiegte ich mich vor und zurück, vor und zurück…widerstehend, verzweifelt und ach so…leidend. °Alec liebt mich nicht mehr, er will mich nicht mehr. Ich halt das nicht aus. Halt das nicht aus!°


Dieses arme Mädchen, sie wirkte so hilflos, so einsam, so verloren. Was war nur geschehen? Welcher Satan konnte einem göttlichen Geschöpf nur solchen Kummer bereiten? Meine Sorge um ihr Wohl wuchs mit jedem Moment den ich sie betrachtete, ihren Worten Gehör schenkte. "Mit dem Rat, den ich dir bieten kann und dem Wohlwollen Gottes, ich bin für dich da." Ich konnte ihren Worten nicht viel entnehmen, nur das etwas geschehen war, das scheinbar ihre Seele peinigte. Lucia fuhr mit dem Wagen auf die Rückseite, an die Garage, so hatten wir nun auch etwas Ruhe, "Komme mit mir hinein, erzähle mir was dich bedrückt und mit Gottes Hilfe werden wir sicherlich eine Lösung finden, dir eine Stütze sein in deiner Not." Wie sie so da stand, die Finger in den Kleidchen gekrallt, es musste ein Herzschmerz sein. Sicherlich, was die Liebe zu anderen betraf, so hatte ich nur Beobachtungen getan in meinem Leben, schon inmmer gehörte mein Leib dem Herrn. Mit der Hand deutete ich an ihr über den Rücken zu streichen, nur eine Geste, denn eine Berührung verbot mir mein Kodex, nicht eher, da sie darum bat ihr der Art Trost zu spenden. Mit der anderen deutete ich ins innere des Klosters, durch die offenstehende Pforte, Gehe mit mir hinein mein Kind." Fürsorglich überflogen meine Augen ihren Körper, ich suchte vorsichtshalber dennoch nach offensichtlichen Wunden, Anhaltspunkten, nur um sicher zu gehen, das ich nichts übersah, was doch hätte auf eine Gewalttat schließen lassen.


Ihre Hand hinter meinem Rücken ließ mich automatisch einen Schritt nach vorn Richtung offener Tür machen. Sie würde mich nicht anfassen! Nein das würde sie nicht. Ich wollte ihre verfluchten Finger nicht auf meinem Kleid und erst Recht nicht auf meine Rücken spüren. Ah innerlich knurrte ich als sie von `mit Gottes Hilfe´ und dem `Wohlwollen Gottes´ sprach, doch kam kein Laut über meine Lippen. Als ob IHR Gott jemals jemanden helfen würde, als ob er wohlwollend auf uns herabsähe! Aber das würde sie noch lernen, lernen ehe alles endete. Ja es wäre das Letzte was sie begreifen würde. Von welcher Natur IHR Gott war. Vorher aber wollte ich etwas wissen, nur deshalb atmete sie noch, nur deshalb schlug noch ihr Herz. Und so schritt ich durch die Pforte und betrat das alte Kloster. Düster und trostlos war es hier…karg und kalt. Schweigend ließ ich mich durch die Gänge dirigieren und mit jedem Schritt wurde das Geschrei der Gespenster in meinem Kopf lauter. Ihr Spott und ihr Hohn nahmen nur weiter zu, so als nähre dieses Gemäuer ihn noch. Ach weh mir weh, es war ein Fehler gewesen hier her zu kommen, was hatte ich verloren an diesem schrecklichen Ort? Meine Finger krallten sich noch fester in mein Sommerkleidchen. Ein winzig kleiner Teil meiner Selbst …war schrecklich unwohl hier. Das Kloster rief alte verwaschene Erinnerungen an den Hexenturm in mir wach. Gewiss hier fehlten die Folterinstrumente und es…stank nicht so erbärmlich, aber beidem haftete diese…selbstgefällige Religiosität an. Ich schüttelte den Kopf, schüttelte den Kopf um die Erinnerungen los zu werden. Die Erinnerungen und das Gebrülle der Gespenster. >Hexe, Mätze, Hexe…du hast bekommen was du verdienst…das Grab, dein Grab, du liegst im Grab. Dein Bruder liebt Dich nicht, liebt Dich nicht, liebt Dich nicht, hat sich von der Sünde abgewandt…hat Dir Dein Grab geschaufelt< Schatten und Schemen huschten vor meinen Augen, bis wir endlich die Zelle der Oberin, so stand es an der Tür- erreichten. Ich wartete, bis die Nonne die Tür für mich geöffnet hatte, dann huschte ich hinein, so geschwind, als sei ich selbst ein …Schatten. Ärmlich war das Zimmer eingerichtet…ja ärmlich war das passende Wort. Ich ließ mich auf einen schrecklich unbequemen Stuhl sinken, zog die Beine an und schlang meine Arme um meine Knie. Mit großen schwarzen Augen sah ich sie an…folgte jeder ihrer Bewegungen. Ich wartet bis auch sie saß…bis sie mir gegenüber saß, nur getrennt durch einen Schreibtisch waren wir. Ach, ich holte tief Luft, einfach weil es …menschlicher wirkte, und dann sprudelten die Worte nur so aus mir hervor. „Alec, mein Geliebter er liebt mich nicht mehr glaube ich. Er hat mich betrogen mit einer Anderen! Das tut so weh, so weh….alles in mir schreit nach Rache. Ich will mir sein Herz zurückholen, will es IHR aus der Brust reißen…aber ich weiß, dass Alec das nicht will, er wollte mir nicht einmal ihren Namen sagen, er sagt er kann es nicht verstehen. Aber es tut doch so weh, so weh! Wie haltet Ihr das denn nur aus? Ich meine Ihr seid, die Braut Christi….so wie alle andern Nonnen auch? Das heißt doch, dass er sie mir jeder der andern …betrügt…und doch…stört Sie das nicht, ach wie halten Sie das nur aus? Brennt es nicht? Brennt es nicht? Ich kann es kaum ertragen…ich will Rache, will sie umbringen…aber was wenn mein Bruder mich dann…gar nicht mehr liebt? Gar nicht mehr…“ Meine Stimme hatte verzweifelt geklungen, und am Ende war sie ganz weg gebrochen…ich schluchzte und …sah sie an…fixierte sie…


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